Mobirise

Störtebecker Meisterschaft der Hobbybrauer

Oder wie wir es nennen würde: „Störtebekers BierFestspiele“
Zur Einladung sind wir, Dirk Huthmann und Ulf Hofferbert der Braugruppe Ebstorf, eigentlich mehr durch Zufall gekommen. Als Ausrichter der Haus- und Hobbybrautage 2018 in Lüneburg hat man eigentlich etwas Anderes zu tun, als ein Wochenende vorher noch einmal los zu fahren. Aber in den vielen Gesprächen und Mails mit Michael und Roland hörten wir, dass sich vom VHD niemand auf den Weg machen konnte. Dies gerade jetzt, wo die Messe München auch noch die Home & Craft by DrinkTec bei Störtebeker ausrichtet. Aber, wer alles gut plant, hat am Ende auch Luft für sowas …… somit packten wir das Auto mit Banner, VHD Fahne, Stehtisch und viel zu wenigen Kugelschreibern, Taschen und Bierperiodensystemen und machten uns auf nach Stralsund.
Zügig mit wenig Stau kamen wir gegen 13.00 Uhr bei Störtebeker an und wurden freundlich in Empfang genommen. Die drei Sachen waren schnell ausgepackt und aufgebaut, so dass die Hobbybrauermassen auf die Brew & Craft strömen konnten. 27 Aussteller präsentierten im Obergeschoss ihre Tische, welche ähnlich unserem Hausbrauermarkt auf den HHBT organisiert wurden. Von ökologisch abbaubarem Kühlschrank bis selbstklebenden Kistenetiketten hatten einige große und kleine Anbieter für den täglichen Hobbybrauerbedarf und darüber hinaus etwas anzubieten. Viele mit Prospekten und Banner, weniger zum Anfassen. Bei einigen Ausstellern hatte man den Eindruck, dass Sie noch auf der Suche ihrer Zielgruppe waren, aber das ist nicht unsere Baustelle. 

Gedacht hatten die Organisatoren, dass sich die eintreffenden Hobbybrauer im Obergeschoss anmelden und gleich exklusiv auf der Messe tummeln. Leider folgt das Hobbybrauervölkchen eigenen Gesetzen. So sammelten sich die Hobbybrauer, die Anmeldeschlange und Formalitäten (Zoll lässt grüßen) überstanden haben überall, nur nicht auf der Messe. Der erste Messetag verlief seeeehhr ruhig. Immerhin konnten wir unsere 20 Kugelschreiber und 10 Taschen schnell an den Mann/Frau bringen. Auffällig war bei zu vielen Gesprächen, das der VHD e.V. einen sehr schlechten Bekanntheitsgrad besitzt. Bei gefühlt 95% der Teilnehmer, ob auf der Messe oder am Rand des Geschehens angesprochen, war der VHD und der Zweck unseres Vereins nicht bekannt! Dies spornte uns natürlich an aktiv zu werden - nach 2 Stunden mussten wir bereits Anmeldeunterlagen nachdrucken!

Um es abzukürzen, auch der zweite Messetag verlief sehr schleppend. Es war einfach zu wenig Angebot für den einfachen Hobbybrauer, zu wenig anzufassen. Auch das Begleitprogramm zog die Hobbybrauer in andere Aktivitäten. Dennoch konnten wir zahlreiche Gespräche mit potentiellen Mitgliedern führen und viele stellten eine zentrale Frage: „wo finde ich Ansprechpartner?“

Natürlich im VHD!

Zum Abend trafen sich dann ca. 200 Hobbybrauer zum Meet&Greet im Innenhof der Brauerei. Bei humorvoller Begrüßung durch den Verantwortlichen für die Störtebeker Meisterschaft, Jens Reineke (VHD Mitglied!), flossen die ersten Freibiere. Dazu hatten Brauereien „der Freien Brauer“ einiges an Bierspezialitäten aufgefahren, welche es galt zu testen – schöne Sache! Leider waren nicht nur wir nicht auf die Steife Brise des Nordens eingestellt, so dass sich die Teilnehmerzahl schnell ausdünnte. Da war es dann doch eine willkommene Abwechslung, spontan mehrere Brauereiführungen anzubieten – interessant und schön warm.
Samstag ging es um 9.00 Uhr mit der ersten Verkosterrunde des eingereichten Wittbieres los. Dabei hatte Störtebeker ganz auf eine Onlineabstimmung zum Wettbewerbsbier gesetzt, welche im Vorfeld intensiv auf allen Medien beworben wurde. Die Verkosterjury, der über 80 Biere, waren im Vorfeld persönlich eingeladen. Neben Brauern befreundeter Brauereien, einigen Pressevertretern, Mitarbeitern der Störtebeker, ausgewählten Biersommeliers und Bierblogern saß noch gefühlt ein Laie am Tisch - Ulf! Nach einer kurzen Bierstilbesprechnung ging es in die Vollen. In 3 Runden wurden jeweils 6 Biere präsentiert. Aufgeteilt in 6 Kategorien nach Optik, Aromatik, Geschmack, Nachhaltigkeit und Gesamteindruck wurde in kürzester Zeit die eingereichten Biere bewertet. 

Mobirise
Gerade bei den vielen Geruchsbewertungen kamen meine Synapsen schnell an Ihre Grenzen. Denn ob ich Ingwer, Orange, Pfeffer, Vanille, Honig und Koriander in der Nase habe, brauchte bei mir doch erheblich mehr Zeit, als bei allen anderen am Tisch. Mit Respekt reichte ich dann den zugeteilten Platz im Halbfinale und Finale an einen geschulteren Gaumen an unserem Tisch weiter. Grundsätzlich kam aus jeder Sechserrunde ein Bier in die nächste Stufe, so dass sich die Teilnehmerzahl schnell ausdünnte. Am Ende der Auswertung sollen alle Bewertungskriterien zusammengefasst an den Einreicher übermittelt werden. Auffällig ist, dass grundsätzlich andere Vorgehen beim Verkosterschema und der Bewertung im Vergleich zum gekannten VHD Schema. Mir persönlich würde als Einreicher die Rückmeldung zu meinem Bier, wie wir es im VHD aus der Vorverkostung kennen, fehlen. Am Ende des Tages stand aber fest, auch in Stralsund gilt: „Möge das Beste gewinnen!“. Denn das Siegerbier wurde an unserem Tisch verkostet und in die nächste Runde geschickt – es war wirklich gut. Gewinner und damit zum 2. Deutschen Meister der Hobbybrauer wurde am Abend von Störtebeker ein Hobbybrauer aus Seevetal bei Hamburg ausgerufen. Er braut erst seit wenigen Monaten (und ist kein VHD Mitglied). Zur Freude der Zuschauer verriet er, dass sein erste Brauversuch im Thermomix stattfand. 

Von weiteren Verkostungsrunden befreit, wechselten wir uns im Standdienst auf der Brew & Craft ab. Damit konnte ein jeder von uns auch sehen, warum der Messebesuch der Hobbybrauer so mager ausfiel. Im 2. Obergeschoss hatten sich die Hobbybrauer mit über 80 Ständen für den Kreativpreis aufgestellt. Dabei hatte Störtebeker jeder Menge Tische mit Kühlschränken und eisgefüllten Zinkwannen bereitgestellt. Nach 13.00 Uhr wuchs die Teilnehmerzahl deutlich an, da auch Publikum für kleines Geld an der Veranstaltung teilnehmen konnten. Wer mochte bekam für 5.-€ Pfand ein Verkosterglas (kostenlose Gravur möglich- dann natürlich Eigentum) und für weitere 5.-€ gab es 6 rote und einen grauen Chip. Rote Chips konnten bei den Hobbybrauern gegen Bier eingetauscht werden, zumindest war dies der Plan. Nicht nur uns ging es am Ende so: überall probiert und noch alle Taler in der Tasche. Der graue Chip war der eigentlich begehrte: je mehr Chips im Glas waren, desto erfolgreicher kam deine Kreation an. Sieger des Kreativbieres wurde, wer die meisten grauen Chips im Gläschen hatte. Schnell wurde klar, dass Biere lustlos ausgeschenkt, wenn auch in guter Qualität, keine Chancen hatten. Der gewiefte Hobbybrauer musste sich schon was einfallen lassen, um an die grauen Chips der Besucher zu kommen. So manch verrücktes Kostüm oder liebevoll ausgestalteter Ausschank half über die eine oder andere Bierschwäche hinweg. Viele Biere waren kreativ, sehr kreativ. Von gestopftem Zitronengras, über Ingwer, bis Rumfassholzchipslagerung oder einem Curvet aus Champagner und Weizenhefen, war manch leckeres aber auch einiges sehr gewöhnungsbedürftiges dabei. Alleine die Vielfallt der ausgeschenkten Biere ließ einen mit breitem Grinsen durch die gefüllten Gänge drängen – das war eindeutig das Highlight für diesen Tag.

Mobirise

Über den Tag wurde es dann relativ laut und interessante Gespräche blieben auf der Strecke. Es glich schon einem Rummelplatz, auf dem die Waren laut angepriesen wurden – klappern gehört eben auch zum Handwerk. Jeder wollte alles, ob Hobbybrauer ausschenken oder Gast trinken! Das Kreativbier, also die Publikumswahl, wurde dann doch ein gut trinkbares Irish Red Ale, einer jungen Braugruppe aus Berlin (keine VHD Mitgleider – da waren sie wieder unsere Gedanken). An den Diskussionen, wer hat hier eigentlich gewonnen, das beste Bier, der beste Standort oder der beste Auftritt beteiligen wir uns bewusst nicht sonders fassen zusammen: wer wollte hat sehr viele gute Gespräche und das eine oder andere sehr schicke Bier trinken dürfen.

Parallel liefen für die Hobbybrauer so mancher Fachvortrag zum Thema Kreativbier, Sensorik oder Eisbockverkostung, an der wir nicht teilnehmen konnten. Die Kurse waren alle ausgebucht und gut besucht.

Nach der Prämierung wurde zur Aftershowparty geladen. Hier wurde schnell klar, dass nach so einem intensiv erlebten Tag Akkus auch mal auf Reserve laufen. Bei lauter Musik von Antenne MV verdrückten sich viele schnell in ruhige Ecken, um den Tag noch einmal Revue passieren zu lassen. Und ehrlich gesagt, wir lagen auch um 21.00 Uhr im Hotelzimmer und habe 12 Stunden geschlafen .

Bei gutem Frühstück und herrlichem Sonnenschein zogen wir am nächsten Morgen unser Resümee. Es war eine andere Veranstaltung, als wir es von den HHBT gewohnt sind, viel mehr Tam Tam und lauter Zirkus, aber eine sehr gelungene und intensive Veranstaltung. Die angenehmen Strapazen haben sich gelohnt.

Mitnehmen werden wir neben den vielen Anregungen vor allem eins – wir müssen im VHD mehr Öffentlichkeitsarbeit betreiben, da ist Luft nach oben – Hopfen wir das Beste!

Ulf Hofferbert und Dirk Huthmann

Braugruppe Ebstorf der Lüneburger Heide.

Made with ‌

Easy Website Builder